Lenkspiel ??? was geht und was geht nicht….

Immer wieder wurde mir berichtet, dass mal als Fahrer eines alten Chevy´s bemerkt, dass das Lenkrad sich drehen läßt, aber die Lenkbewegung nicht wirklich am Rad ankommt.

Nun mal vorweg : bei den alten Fahrzeugen ist das Lenkspiel immer etwas größer als im Vergleich zu modernen Fahrzeugen. Daher ist ein Lenkspiel nicht immer gleich die große Katastrophe. Soweit, so gut….ich denke das ist jedem klar.

Allerdings muss man auch sagen, dass man das im Auge haben sollte und, falls man sich damit noch nicht befasst hat, sich ein wenig Zeit zu nehmen und es mal zu überprüfen.

Das Lenkspiel kann an mehreren Stellen seine Ursache haben.

  1. am Lenkgetriebe
  2. an der Spurstange, wo der Umlenkhebel in der Spurstange verankert ist, bzw. an der gegenüberliegenden Seite, dem Umlenkhebel dort auf der Beifahrerseite..
  3. über ausgeschlagene Spurstangeköpfe oder Kugelköpfe ( auch manchmal als Traggelenkköpfe bezeichnet)

was wäre zu tun : 

Punkt 3 zuerst : hier gibt es kaum Alternativen. Tausch der „ausgelutschten“ Teile ist hier obligatorisch.

zu Punkt 1 : ist das originale Lenkgetriebe alt und hat aber noch eine gute Funktion, also kein Knirschen im Inneren und läßt sich auch im Stand noch gut drehen, hat aber Spiel? d.h. der Umlenkhebel wird nicht sofort angesteuert? Dann kann man ggf. noch das Spiel einstellen. Dazu gibt es eine Einstellschraube. Das ist die, die eine Kontermutter hat und meist steht die Stellschraube noch etwas raus.

Vorgehensweise : Man bockt das Fahrzeug vorne auf und versucht die genaue Mittelstellung der Lenkung zu finden. Dazu dreht man das Lenkrad zunächst komplett zu einer Seite und dann komplett zur anderen Seite. Dabei zählt man die genaue Anzahl der Umdrehungen….es müssen nicht zwingend genau 3 oder 4 Umdrehungen sein, auch dazwischen ist möglich, also 3 1/2 oder 3  3/4 etc. Dann teile man die Zahl durch 2 und ermittelt dadurch die genaue Mittelstellung. Nun wieder von ganz nach aussen gedreht genau die Hälfte wieder zurück. Bei einigen originalen Lenkgetrieben kann man ggf. auch noch eine entsprechende Markierung finden.                                      ACHTUNG : nun kann es sein, dass die Räder nicht mehr ganz gerade sind oder das Lenkrad „schief“ steht. Dann ist die ganze Lenkung von irgendjemanden schon mal falsch eingestellt worden, also auch die Spur. ( Die Ami´s nehmen es da mal nicht so genau).Dann müßte erstmal die Spur eingestellt werden. Also Markierung auf dem Schaft und auf dem Lenkgetriebegehäuse anbringen und Spur einstellen lassen. 

Sind die Räder gerade, aber das Lenkrad steht schief, dann kümmern wir uns später darum. ( siehe übernächsten Absatz) Ist die Mittelstellung erreicht, kann man nun die Kontermutter lösen und dreht die Stellschraube vorsichtig im „Uhrzeigerrichtung“ eine 1/4 Umdrehung weiter. Dann wird erneut das Spiel geprüft. Ist immer noch Spiel da, dann eine weitere 1/4 Umdrehung an der Stellschraube drehen. Wird es jetzt schwerer zu drehen, dann wieder eine 1/4 Umdrehung zurück, da sonst zu viel Druck auf der Schnecke und den Kugeln im Inneren lastet und es zu Schäden kommen kann. Leider kann es auch sein, dass die Stellschraube schon von vorherigen Besitzern eingestellt/verstellt wurde und diese nun unterhalb des oberen Randes der Kontermutter sitzt. Dann ist in den allermeisten Fällen das Lenkgetriebe schon am Ende seiner Lebensdauer und sollte gegen ein neu überholtes ersetzt werden.

Bei der Gelegenheit kann man auch mal prüfen, ob noch genügend Fett im Lenkgetriebe ist. Eigentlich war es von Chevrolet mal so gebaut, dass das Lenkgetriebe mit Öl befüllt wird. Leider hat sich die Messingbuchse am unteren Ende des Lenkgetriebes im Betrieb als nicht besonders dicht gezeigt. Daher verlor man recht schnell das Öl und ein „trockenes“ Lenkgetriebe mit gleichzeitig hohem Verschleiß war die Folge. Nach vielem hin- und her in der US Chevy Szene, wo diskutiert wurde, ob nun Öl oder Fett besser wäre, gab es vom Classic Chevy Club in den späten 90ziger Jahren die eindeutige Empfehlung das Lenkgetriebe mit geeignetem Fett zu befüllen. Da selbst nach einer Überholung mit neuer Messingbuchse eine Ölbefüllung nie lange gehalten hat. Aber es ist nachwievor eher eine Glaubensfrage, was wohl besser ist. Ich drücke seit Jahren Fett in meine Lenkgetriebe und seitdem gibt es keinen Ölaustritt mehr aus dem Lenkgetriebe und es funktioniert einwandfrei. Befüllt wird das Lenkgetriebe übrigens über die Vierkantschraube, die man herausdreht und dann das Fett ( oder Öl) in die Öffnung gibt. 

Nun kann es sein, dass das Lenkrad „schief“ steht. Dazu muss man den Hupenring abmontieren und die Mutter von der Lenkstange lösen. Das Lenkrad abziehen ( kann manchmal etwas schwer gehen, dann sollte man einen Abzieher benutzen). Das Lenkrad gerade aufsetzen und alles wieder festeschrauben. 

zu Punkt 2 : 

Auch hier kann Lenkspiel sein.  Also dieser Bereich der Spurstange ist ist auch der Bereich, der manchmal als „ausgelutscht“ gesehen/bemängelt wird….speziell vom TÜV.

daher kann man den Prüfern getrost die Information geben, dass es sich im Grunde genommen um eine frühe Form eines „Lenkungsdämpfers“ handelt, der so angelegt ist, dass er die Stöße von den Rädern „abfedert“, damit das Lenkrad nicht jedes mal diese Bewegungen überträgt.
Es muss also dort etwas „beweglich“ sein…im Inneren befinden sich 2 Federn und zwei Halbschalen, die die Kugel vom Umlenkhebel halten…..
Wenn man das mal auseinandernimmst, dann wird die Funktionsweise schnell erkennen. 
Sollten die Halbschalen an den Kanten etwas aufgebogen sein, dann wäre das normal….fehlen dort allerdings mehrere Millimeter, dann muss man das ersetzen…das gleiche gilt für gebrochene Federn ( was aber sehr selten vorkommt)….aber soweit wären wir noch nicht.
 
beim Auseinanderschrauben ( also den großen Splint raus ) wird man bemerken, dass dort außen eine große (innenliegend) Einstellschraube ist……. diese ist auch zur Einstellung der Härte….damit kann man das Spiel einstellen….
reindrehen bedeutet : weniger Spiel, aber mehr Resonanz auf dem Lenkrad durch Bodenunebenheiten….
rausdrehen mehr Spiel und weniger direkte Lenkung….
Hinweis : für den TÜV kann man die Stellschraube so weit reindrehen, dass man hier kein Spiel mehr hat….nach der TÜV Prüfung kann man dann wieder auf „Normalbetrieb“ gehen.
Einen Überholkit braucht man eigentlich nur, wenn einige Teile richtig kaputt sind und/oder fehlen….
aber in 99% der Fälle reicht es mit  : auseinandernehmen, reinigen, neu fetten, zusammenbauen und einstellen….   
An dem Umlenkhebel an der gegenüberliegenden Seite können die Buchsen ausgeschlagen sein. Dann müssen diese ersetzt werden.
( Lies gerne hierzu auch mal den Tech Tipp vom September 2006 Leichter am Steuer drehen oder Poor man Power Steering)
Alle benötigten Teile können bei mir bestellt werden.